„Wir sind und bleiben eine Schulfamilie.“ Besser als mit diesen, von Religionslehrerin Birgit Wolff-Geisberger während des Gottesdienstes gesprochenen Worten lassen sich die Festlichkeiten an der Columba-Neef-Realschule Neustift vergangenen Freitag wohl kaum zusammenfassen. In familiärer Atmosphäre feierten 41 Absolventinnen ihren erfolgreichen Schulabschluss.
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Religiöses Leben ist in der benediktinisch geprägten Klosterschule von großer Bedeutung, weswegen die Abschlussfeier mit einem Gottesdienst in der hauseigenen Kirche ihren Anfang nahm. Geleitet von Vater Abt Christian Schütz, sangen die Schülerinnen gemeinsam mit den Angehörigen sowie dem Schulpersonal verschiedene Lieder und sprachen Gebete. Für Gänsehaut sorgte Absolventin Julia Graßl, als sie mit viel Gefühl ein Stück am Klavier spielte, während alle Anwesenden miteinander Brot teilten. Daraufhin reihten sich die Schülerinnen vor dem Altar auf, wo Ordensschwester Dagmar jeder Einzelnen in einem Gebet den Segen spendete.
Nachdem alle Anwesenden in den Veranstaltungsraum ein Stockwert tiefer gewechselt sind, betrat Konrektor Michael Trapp die Bühne und bedankte sich zunächst bei den Eltern, dass diese der Columba-Neef-Realschule vor sechs Jahren ihr Vertrauen geschenkt haben und ihre Töchter dort einschulten. „Ihr, liebe Absolventinnen, seit die Einzigen, die Frau Kröninger und mich alle sechs Jahre als Schulleitung hatten. Ich hoffe, ihr habt es gut überstanden“, merkt Trapp scherzhaft an, da sowohl er als auch Rektorin Beatrix Kröninger nach sechs Jahren im Amt der Schulleitung ebenfalls Abschied von Neustift nehmen.
So wie es in vielen Familien etwa an Weihnachten Tradition ist, dass die Kleinen etwas für die Großen aufführen, hat es sich auch an der Columba-Neef-Realschule etabliert, dass die neunten Klassen ihren Vorgängern zu Ehren ein Theaterstück einstudieren. Verkleidet als einige der Absolventinnen und Lehrkräfte, präsentierten die Neuntklässlerinnen unter dem Motto „Wie war das damals“ verschiedene Stationen aus den vergangenen Schuljahren.
Gespickt waren die Sketche mit witzigen Anekdoten. So wurde etwa an eine Unterrichtsstunde erinnert, in der das Thema Schönheitseingriffe diskutiert wurde und das voluminöse Hinterteil des Reality-TV-Stars Kim Kardashian (jugendfrei) zur Visualisierung diente. Als genau in diesem Moment eine andere Lehrerin das Klassenzimmer betrat, gab es zunächst dringlichen Erklärungsbedarf ob der skurrilen Situation.
Einige Tanz- und Gesangseinlagen durften ebenfalls nicht fehlen, wie beispielsweise eine textlich kreativ auf den Schulalltag angepasste Version von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ oder dem „Bobfahrerlied“, wo das gesamte Publikum dazu angehalten war, die Choreographie mitzumachen.
Bevor es zur Zeugnisverleihung ging, trat Schulleiterin Beatrix Kröninger ans Mikrofon. Sie erzählte von Annie Londonderry, die als erste Frau mit dem Fahrrad um die Welt fuhr, nachdem laut Erzählung zwei Geschäftsmänner wetteten, dass eine weibliche Person das niemals schaffen würde. Auch ihre Schülerinnen bezeichnete Kröninger als Radfahrerinnen und schilderte analog zur gerade beendeten Tour de France, welche verschiedenen Etappen die Mädchen gemeinsam auf ihrem Weg zur Mittleren Reife meisterten. Zum Abschluss ihrer Rede wünschte sie den Schulabgängern mit einem Zitat Albert Einsteins alles Gute für die Zukunft: „Leben ist wie Fahrradfahren. Man muss in Bewegung bleiben, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.“
Dann kam der große Moment für die 41 Absolventinnen. Während ein Kinderfoto eingeblendet wurde und ein selbst ausgewähltes Lied zu hören war, betrat jedes Mädchen einzeln die Bühne, wo sie von Rektorin Kröninger und ihrer jeweiligen Klassenleiterin das Abschlusszeugnis überreicht bekam. Die Emotionen kochten hoch, einige konnten ihren Tränen nicht zurückhalten – doch ein Lächeln zierte alle Gesichter.
An der mannigfaltigen Musikauswahl war zu erkennen, dass die Mädchen auch mit einheitlicher Schulkleidung, die im Schulalltag verpflichtend getragen wird, nichts von ihrer Individualität verloren haben. Gemein haben sie dafür den Gemeinschaftsgeist dieser Schulfamilie. Vielleicht auch deswegen nutzten jene, die am Freitag eigentlich im Mittelpunkt standen, ihre letzte Zeit auf der Bühne dafür, Abschiedsgeschenke an die Lehrkräfte und das Schulpersonal zu verteilen. Stellvertretend für alle Schülerinnen beendete Klassensprecherin Emely Babitsch ihre Dankesrede vorher mit den Worten: „Es war eine unbeschreiblich schöne Zeit und ich hoffe, wir werden uns bald alle wiedersehen.“