Neustifter Realschülerinnen hatten einen großen Auftritt vor mehreren hundert Zuschauern – Motto: Reise in magische Welten
Mathe, Englisch, Geschichte, Deutsch, Physik – na klar, alles wichtige Fächer in der Schule. Die Mädchen sollen schließlich fürs Leben lernen. Und doch fielen an der Neustifter Mädchenrealschule einige Stunden in diesen Fächern aus, damit die Mädchen nach Lust und Liebe tanzen, singen, springen und spielen konnten. Und fürs Leben lernen, nämlich Kreativität, Teamgeist, Verantwortung, Durchhaltevermögen und Auftreten vor einem großen Publikum. Es war mal wieder Theaterabend an der Columba-Neef-Realschule.
https://www.columba-neef-realschule.de/aktuelles/410-schule-das-kann-auch-ein-sch%C3%B6nes-theater-sein#sigProId2c2716ac8d
Wo andere Schulen ihre Stärken im Fußball, bei Musik oder im Erfindergeist haben, da trumpfen die Mädchen der Realschule Neustift mit Tanz und Theater auf. Seit vielen Jahren gewinnen sie im Bezirk die Tanzwettbewerbe, wurden heuer im Landesfinale sogar Dritte. All ihr Können und ihre Leidenschaft wollen sie aber nicht allein einer kleinen Jury präsentieren, sondern einem breiten Publikum – Eltern, Großeltern, Klosterschwestern, den Freunden oder Förderern und auch den benachbarten Schulen und Kindergärten.
Mit der Generalprobe kommen die rund 180 Aktiven (von 330 Schülerinnen) auf fünf Aufführungen mit weit über 600 Zuschauern.
Das Motto der rund zweistündigen Aufführung lautet „Reise in magische Welten“. Das Publikum war höchst unterschiedlich. Während bei der Generalprobe die zum Teil hochbetagten Klosterschwestern angesichts des rasanten Tempos milde lächelten und die Gelenkigkeit der jungen Mädchen mit ihren dutzendfach vorgeführten Spagats bewunderten, meinte eine Erzieherin vom benachbarten Kindergarten, dass es die Kleinen wohl nicht so lange aushalten würden. Was war? Keine Unruhe, vielmehr offen staunende Münder. Die Show zog alle in ihren Bann.
Auch wenn die Geschichte von der Traumreise der beiden Mädchen aus der 5b, Tami Groll und Annalena Geier, schnell erzählt ist, nämlich dass sie im Traum in allen Wunderwelten vom Schlaraffenland über Lummerland bis nach Transsilvanien landen, die Schülerinnen packen alle ihre Fähigkeiten in Tanz, Gesang, Akrobatik, Artistik und Kreativität hinein. Passagen ihrer Wettbewerbs-Beiträge werden für die oft zu klein werdende Bühne umgestaltet: Sie springen über Turngeräte, lassen die Reifen um die Hüfte schwingen, ziehen sich am Vertikaltuch zur Turnhallen-Decke rauf, hüpfen von der Bühne, schlagen Salto – und wenn mal was nicht hinhaut: Schnell weitermachen! Das Tempo ist so rasant, dass da ein oder zwei Patzer nicht ins Gewicht fallen.
Zwischendurch gibt es immer wieder Schwarzes Theater: Bunte Figuren – mal Fische, Blumen, dann nur weiße Hände – tanzen vor einem schwarzen Tuch. Die Zuschauer werden in eine andere Welt entführt.
Die Schülerinnen begeistern nicht nur mit ihren Darbietungen, sondern sorgen mit ihren frechen Kommentaren und Dialogen für gute Laune. Als Bürgermeister Stefan Lang offensichtlich der Aufforderung, kräftig zu pusten, nicht folgt, droht man ihm, er müsse bei der nächsten Szene auf die Bühne. Er pustet kräftig, weiß: Mit seinen kaputten Knieen würde eine Tanzeinlage schmerzhaft enden. Die Botschaft des Stücks kommt rüber. Die Traumreise führte in Wunderwelten, doch auch die reale Welt kann wunderbar sein, wenn man sich achtet und respektiert sowie Toleranz und Freundschaft übt.
„Mädels, ihr habt euch selbst übertroffen“, lautete die Bilanz von Schulleiterin Verena Ratzenböck am Ende des langen Abends. Alle wirkten erschöpft, aber glücklich. Birgit Wolff-Geisberger und die ehemalige Schulleiterin Beatrix Kröninger (sie kommt noch stundenweise an die Schule) hatten es schwer, allen Mädchen, die mitspielen wollten, eine Rolle zukommen zu lassen. Manch schon ältere Schülerin meinte: „Geben Sie mir bitte eine Rolle, egal wie klein oder deppert sie ist, Hauptsache, ich darf mitmachen.“ Manche Schülerin, die neu an die Mädchenrealschule kommt, gesteht, dass sie auf diese Schule will, weil man da so toll tanzen und Theater spielen darf.